Kairos Inspirationen 2024/#1
Wem Zeit ist wie Ewigkeit und Ewigkeit wie Zeit, der ist befreit von allem Streit.
Jakob Böhme
Kairos Inspiration 4.2.24
Eine glückliche Begegnung, ein glänzendes Geschäft, eine entschiedene Tat, ein erlösendes Wort… Wohl jeder kennt Augenblicke, in denen das eigene Menschsein ganz, eigentlich, optimal, in Resonanz mit allem, was gerade möglich ist, erfahren wird. Es ist der Moment, in dem für die Antike der Gott „Kairos“ erscheint, in dem sich für den Dichter Zeit und Ewigkeit vereinen.
Ein solcher Kairos erscheint vielen wie ein „Wunder“, durch das eine höhere Macht plötzlich und einmalig in die Zeit tritt. Das kairologische Verständnis von Kairos geht darüber hinaus. Es kommt zu dem Ergebnis, dass jeder menschliche Zeitpunkt ein solches „Wunder“ ist.
Ein Kairos kann in vielerlei Gestalt auftreten und wahrgenommen werden. Nicht nur Kairos-Momente, sondern auch die alltägliche Arbeit, zu der jemand in stetiger positiver Beziehung steht, kann Ausdruck dafür sein.
Wo jahrhundertealte Rituale mit voller Hingabe vollzogen werden, wird ein Kairos gelebt. Hier ist man für die großen kulturellen Werte und geistigen Muster da.
Ein Kairos ist nichts, was abgrenzt von der Welt der anderen. Er ist auch nichts Zwanghaftes, sondern frei Machendes.
Schließlich zeigt sich ein Kairos in unendlich vielen Farben und Formen. Er kann als Engelsbotschaft, Vision, Stimme Gottes oder Wunder auftreten, als gemeinsame Geisterfahrung, Spruch des Gewissens, Kunstwerk, absolute Gegenwärtigkeit, als Kette von Sachargumenten, als Zwang von oben und unten.
Wozu dient er? Er will jeden Menschen verbinden mit der schöpferischen menschlichen Kraft, die ihn und die ganze Menschheit durchwirkt. Er will zum anderen die Erfüllung des Menschen, die darin besteht, dass er mit sich selbst und seiner Welt in eine maximale Beziehung kommt.
Es lohnt sich, die Wirklichkeit des Kairos in seinem Leben immer deutlicher zu erkennen.
Karl Hofmann