Kairos ist überall
Kairos Inspiration vom 03.03. 2024
Wo Menschen sind, ist Kairos im Spiel. Jeder Mensch geht seinen Weg mit ihm. Denn nichts, was der Mensch tut oder wahrnimmt, lässt sich getrennt von der Beziehung betrachten, die er dazu hat. Und diese Beziehung hängt ab von seiner Lebensenergie, die er im Kairos erfährt.
Man hat es inzwischen geschafft, all das zu relativieren, was gegenüber dem Rest des Kosmos das Besondere des Menschen ausmacht. Relativiert wurde das Besondere der menschlichen Sprache, seine sinnlichen Ausdrucksformen, sein Bewusstsein, seine rationale Intelligenz, seine technischen Fähigkeiten … Alles findet sich in irgendeiner Weise auch sonst wo im Kosmos. Und die künstliche Intelligenz zeigt inzwischen, dass sie der natürlichen Intelligenz überlegen sein kann. Wir Menschen haben nicht etwas, was uns allen gegenüber überlegen macht.
Der Unterschied liegt auf einer anderen Ebene: wir sind von anderer Art. Unser Leben fängt eigentlich erst dort an, wo alles andere aufhört. Auf der Basis der ganzen kosmischen Realität erhebt sich ein Leben, dessen Kern das In-Beziehung-sein ist. Und dieses In-Beziehung-sein ist wesentlich Bewegung, Dynamik. Ob Urmensch, Maori, Indianer, Inder, Moslem, Chinese, Westler – in jedem vollzieht sich die gleiche Dynamik, die ihre Zeit und ihre Aufgabe hat. Jeden Moment unseres Lebens nimmt diese Dynamik eine andere Konstellation ein. Das Leben mancher Menschen mag äußerlich noch so gleichförmig aussehen, ihre Beziehung zu sich selbst, zu anderen, zur Welt ändert sich ständig, wenn auch oft für lange Zeit unmerklich.
Bei jedem Menschen auf der Welt baut sich nach einer bestimmten schöpferischen Logik sein In-Beziehung-sein auf. Jedes Volk auch hat darin seinen Platz und damit seine Zeit innerhalb der Menschheit. Alles durchläuft in der Tiefe einen gemeinsamen schöpferischen Prozess, in dem alle mit allen verbunden sind. Menschliches Leben ist somit eine bestimmte Weise des In-Beziehung-seins. Darin liegt unser aller Einheit und Verbundenheit. Daraus erwächst die Pflicht, uns alle zu respektieren und niemanden von der gemeinsamen Dynamik auszuschließen.
Karl Hofmann