Kairos Inspirationen 2024/#16

Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.

 

Aldous Huxley

 

Sprüche haben ihre Tücken. In ihrer Allgemeinheit und Unbestimmtheit kann jeder sich angesprochen fühlen.Woher will ich ohne Hintergrund wissen, worauf der Autor seine Worte bezieht? Was heißt hier lesen? Um was geht es? Was heißt hier verstehen? Welche großen Taten sind eigentlich gemeint? Um was für Möglichkeiten geht es, von denen der Normalbürger nicht einmal träumt? Welches Geheimwissen wird hier angedeutet?

 

Huxley ist nicht irgendein Schriftsteller, der sich die „Schöne neue Welt“ ausgedacht hat. Er war ein Sprachrohr derer, die vor 100 Jahren an der neuen Weltordnung im Geheimen gezimmert haben. Wie früher die Propheten den Willen Gottes „gelesen“ haben, so Huxley den großen Zeitgeist. Er war nicht nur vertraut mit den Gedanken der Freimaurer, Illuminaten und anderer Geheimgesellschaften der Aufklärung, sondern er sah auch in seiner Zeit die Zeichen, die die systematischen Arbeiten an der Zukunft andeuteten. Er kannte auch die Willenskraft derer, die daran arbeiteten. Und er gehörte selbst zu jenen, die richtig gelesen sein wollten.

 

Der Schlüssel zu großen Taten ist die Gewissheit, um die energetische Richtung der Menschheit zu wissen. Denn es können Taten nur werden, wenn sie im Einklang sind mit der tieferen Sehnsucht der Menschen, zumindest der maßgeblichen. Wer hat vor 100 Jahren die Möglichkeiten erträumt, die heute bis in unseren Alltag hinabreichen? Die Kommunikationsmöglichkeiten, die Briefe, Bücher und Bibliotheken überflüssig machen; die weltweite Steuerung der Lebensweisen und Existenzbedingungen; die Welt der autonomen Fortbewegungsmittel, Kriegsmittel, Drohnen; die künstliche Intelligenz; ein Bewusstsein, das, ganz im Sinne von George Orwell, im Doppel-Denk-Modus lebt; die Natur als Religion; die Beherrschung von DNA, Zirbeldrüse, Gesundheit, Identität, Wetter …

 

Zu welchem Zweck besitzen manche den Schlüssel? Was wollen sie erreichen? Zu welchen Opfern sind sie bereit? Die Verführungskraft des allgemeinen Gedankens von Huxley wird fragwürdig, wenn man all das bedenkt.

 

Aber geben wir diesen Gedanken und Fragen noch eine andere Richtung. Auch wir reissen hier Sprüche aus ihrem Kontext, verwandeln sie zu Ausdrucksformen der eigenen Denkweise, nehmen sie als Orientierungspunkt für die eigenen Vorstellungen und Absichten.

 

Ist es unredlich, den Spruch einer bekannten Persönlichkeit zur Bestätigung des Eigenen zu nehmen? Oder baut ein solcher Spruch auf einer höheren Ebene eine Brücke zwischen verschiedenen Welten? Führt er ein kleines Stück weit hin zu jener ursprünglichen Einheit, aus der wir alle kommen?

 

Karl Hofmann

Blog durchsuchen