Die Jahre Lehren viele Dinge, die man von Tagen nicht lernen kann.
Ralph Waldo Emerson
Kairos Inspiration vom 07. 04. 2024
Jeder Tag hat seinen eigenen Rhythmus und seinen Bedeutungshorizont. So lernst du jeden Tag. Das aber ist nichts anderes als die Dynamik des Lebens wirken zu lassen. Wir werden uns dessen wenig bewusst, dass jedes Lernen eine Kraft voraussetzt, die mich in Bereitschaft dafür hält. So nimmst du wahr, dass Preise sich verändern, Menschen umziehen, wie etwas nur funktioniert, wenn … Vieles davon versinkt nach kurzer Zeit wieder in der Bedeutungslosigkeit.
Darüber oder darunter wirken längerwellige Lebenskräfte. So lehrt der Eintritt in die Schule, dass die spielerische Kindheit vorüber ist. So lehrt die persönliche Verantwortung, die mit dem Studentenleben oder dem ersten Arbeitsvertrag verbunden ist, dass die Freiheit der Jugend vorbei ist, in der gewöhnlich die wesentliche Lebensvorsorge von anderen geleistet wird. Und so geht es weiter …
Was für Dinge lehren als nun die Jahre? Es geht darum, wie sich unser Verhältnis zum größeren Ganzen der historischen Gegenwart ändert. Denn es dauert eine bestimmte Zeit, bis sich der Kampf um den eigenen Platz an der Sonne etwas beruhigt hat. Erst dann kann man sehen, wer und was man wirklich ist, wofür der Kampf da war und ist, wie man innerhalb des Ganzen eingeordnet ist.
So lehren die Jahre,
wie stark die Kräfte, die unseren Entscheidungen zugrunde lagen, tatsächlich sind;
wie die Bilder und die Wirklichkeit der Welt tatsächlich zusammenhängen;
wer und was uns wieviel tatsächlich bedeutet;
welche Werte, die mir zu glauben gelehrt wurde, auch in schwierigen Situationen Bestand hatten und haben;
wie sich die Bedeutung von Beziehungen, sei es zu Personen der eigenen Geschichte oder zur gesellschaftlichen Gegenwart verändert hat und zwar wesentlich;
wie stark oder beweglich unser Inneres mit uns selbst und anderen umgeht.
All das geht über den eigenen Charakter und die Prägungen hinaus. Zuletzt offenbart sich darin die Lebens- und Liebeskraft, die sich in uns verankert hatte.
Karl Hofmann