Kairos Inspirationen 2024/#48 – 29. Dezember 2024

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Europa verpasste in den Jahren 2007 und 2008 zum wiederholten Male den Kairos.

 

Karl Theodor zu Guttenberg

 

Ein neues Jahr kommt auf uns zu. Viele empfinden, sich irgendwo auf einem stürmischen Ozean der Geschichte zu befinden. Die einen sehen sich auf einem großen Schiff, das zwar schwankt, aber auf dem sie hoffen, sicher durch die Bedrohungen der Zeit zu kommen. Andere fürchten den Dritten Weltkrieg, den Verlust von Geld, den tödlichen Angriff wilder Haie, während sie sich in einem sehr unsicheren Boot wähnen. Angst, Furcht, Hoffnung und scheinbar unberührbare Distanz begegnen uns.

 

Was aber können wir zum Neuen Jahr wissen? Lässt sich sagen, wo auf dem historischen Meer wir sind? Oder nur sagen: wir wissen nichts über die Zukunft und damit auch nichts über die Entwicklung des neuen Jahres? Oder darf man sagen: ich glaube zu wissen, was kommt; ich habe diese oder jene Prophezeiungen gelesen, und alles traf doch ein, was da schon früher vorhergesehen wurde, oder: ich habe mein Horoskop studiert, oder, rationaler, ich verlasse mich auf die wissenschaftlichen Prognosen?

 

Jedem bleibt es unbenommen, sich an die Sterne oder die aktuellen Zeit-Propheten zu halten oder an jene, die im Ausguck sitzen. Moderne Schiffe aber sind anders unterwegs. Sie fahren mit Navigationssystemen. Auch im Dunkeln und im größten Sturm wissen sie, wo sie gerade sind und was demnächst zu erwarten ist. Sie kennen die Wahrscheinlichkeiten des Wetters, weil ihr Radar das ganze Feld im Blick hat, das sie betrifft.

 

Ist solches auch für die geschichtliche Bewegung möglich? Viele von uns werden das kategorisch bestreiten. Wie viele Zufälle und unerwartete Ereignisse heben nicht jede Kausalität auf! Deren Existenz ist nicht zu bestreiten. Und dennoch können wir bei jedem von uns deutliche Lebenskurven und Zukunftswahrscheinlichkeiten bestimmen. Genauso kann jeder von uns zumindest grob die Geschichte in Kulturen und Epochen einteilen und gewisse logische Entwicklungen feststellen.

 

Aber so wenig, wie ich mit dem Auge feststellen kann, wo genau unsere Sonne sich in der Milchstraße befindet, so wenig kann ich durch die Beobachtung von Fakten erfassen, wo wir geschichtlich sind. Der Astronom braucht dafür den Astrophysiker, der Historiker braucht dafür jemanden wie den Kairologen. Jener beschäftigt sich mit den physikalischen Felder des Kosmos, dieser mit den energetischen Feldern der Geschichte, die wir im historischen Kairos erfahren.

 

Die Kairologie hat wesentliche Erkenntnisse zum aktuellen historischen Energiesystem gewonnen, zu seinen verschiedenen historischen Feldern und Vernetzungen. Darin hat das Jahr 2025 einen bestimmten Platz. Dieses jetzt im Detail zu erläutern, würde natürlich den Rahmen dieser Inspiration springen. Mir ist durchaus bewusst, dass kurze Statements die Gefahr enthalten, die Komplexität zu sehr zu reduzieren oder gar banal zu wirken. Wenn ich mir also trotzdem erlaube, einige Andeutungen zu machen, bitte ich um Nachsicht.

 

2025 befinden wir uns fast in der Mitte einer Transformation der Weltgeschichte, wie sie nur alle fast 400 Jahre analog abläuft. Die führt uns unter anderem zur letzten großen Analogie, zurück in den dreißigjährigen Krieg (1618-1648). So ist gegenwärtig etwa der Kampf der Hugenotten gegen das Königtum oder des universalen Katholizismus gegen den personenbezogenen Protestantismus  auf einer neuen Stufe der Entwicklung wieder aktuell.

 

2024 hat gezeigt, dass jene Kräfte, die seit langem daran arbeiten, das bisherige Staaten- und Gesellschaftssystem zugunsten einer neuen Weltordnung zu überwinden, von verschiedenen Seiten auf größere Widerstände stoßen, als sie erwartet haben. Gerade deshalb aber wird dieser Kampf um eine neue Art von Weltherrschaft 2025 noch verbissener fortgesetzt werden. Ein wesentliches Schlachtfeld wird Europa mit seinen Nationalstaaten sein. Wer bisher wenig von diesem, zunächst recht abstrakt erscheinenden Ringen mitbekommen hat, wird sich in diesem Jahr auf manche unangenehme Überraschungen gefasst machen müssen. Die „alte“ Freiheit und Sicherheit des Wohlstands wird auf vielen Gebieten angegriffen werden. Zugleich wird sich der Widerstand wesentlich entschiedener als bisher formieren.

 

Das ist keine Schwarzmalerei, sondern folgt logisch aus der historischen Analogie der Kräftedynamik. Nirgendwo auf der Welt werden wir im kommenden Jahr eine dauerhafte Befriedung finden. Zuletzt werden alle Konfliktherde gemeinsam geregelt werden müssen. Davon aber sind wir noch mehr als zehn Jahre entfernt.

 

Die Zuversicht, mit der wir trotzdem in das Jahr 2025 gehen, schöpfen wir aus der Kraft von uns Menschen, mit jeder Lage schöpferisch umgehen zu können. Achten wir vor allem auf die Zeichen, die Neues ankündigen und uns zu einem ursprünglicheren Menschsein zurückführen wollen.

 

In diesem Sinne ein gutes neues Jahr uns allen!

 

Karl Hofmann

 

Bitte vormerken:

„Macht und Zeit. Die Weisheit der menschlichen Lebenskräfte“. So lautet der Titel des neuen mehrteiligen online-Seminars, das voraussichtlich am 27. Februar 2025 starten wird. Darin werde ich auch genauer auf die Lage 2025 eingehen. Weitere Informationen dazu in Kürze.

 

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