.
Make America great again.
Donald Trump
Diese Kairos Inspiration zur aktuellen Präsidentenwahl den USA kann keine historische Kairosanalyse sein. Eine solche müsste sich differenziert mit vielen Aspekten der aktuellen Weltlage auseinandersetzen. Sie müsste auch das fraktale kairologische Netzwerk und seine in dieser Zeit maßgebenden Stränge aufschlüsseln. Anders ist eine angemessene Deutung der historischen Bewegung nicht möglich. Sie müsste auch der subjektiven Schwierigkeit begegnen, dass jeder von uns sich längst seine eigenen Bilder der richtigen Personen und ihrer Absichten geformt hat. Es kann in dieser Inspiration auch nicht darum gehen, über Information und Desinformation zu streiten.
Ich möchte versuchen, für die aktuellen Bedrohungen, Sorgen und Hoffnungen eine andere Perspektive ins Spiel zu bringen.
Mein Ansatzpunkt dafür ist, vielleicht für manche überraschend, die Kairos Lebensphase. Was sich zu diesen Lebensphasen ausführen lässt, ist gut in Bezug zur eigenen Erfahrung zu setzen. Der Weg zur ganzheitlichen Entfaltung der eigenen Persönlichkeit ist mit dem Wissen um ihre Kräfte, Muster und Ausformungen leichter nachzuvollziehen.
Schwerer ist es, sich vorzustellen, dass jeder von uns zugleich eine Zelle in einer historischen Riesen-Persönlichkeit ist. Dieser Riese, den wir üblicherweise als große Kultureinheit sehen, durchläuft die gleichen Kairos Lebensphasenfelder wie jeder von uns, nur auf einer höheren Ebene. Auch dieser Riese hat Eltern, ist einmal geboren worden, hat Kindheit und Jugend durchlaufen, einen bestimmten Charakter entwickelt und sich eine sichtbare Machtposition in der lebendigen Geschichte der Menschheit erobert.
Ohne hier weiter ins Detail zu gehen, fragen wir uns bloß, wo in seinen Riesen-Lebensphasen jener Riese steht, der früher als abendländische Kultur identifiziert wurde, heute als westliche, weltweit wirkende Zivilisation gilt. Die Antwort der Kairologie lautet: Der Riese ist in einer neunten historischen Kairos Lebensphase, etwa analog zum Alter 54/55.
Bei jedem von uns ist diese neunte Lebensphase die letzte der individuellen ganzheitlichen Persönlichkeitsentfaltung (knapp 52-58 Jahre). Danach fordert uns das Leben auf, uns in größere Ganzheiten zu integrieren.
Der Riese ist auf Menschheitsebene gerade mit der gleichen Aufgabe konfrontiert. Die eigenen und adoptierten Kinder (beim Riesen heissen sie Völker und Kolonien) sind großteils erwachsen. Sie wollen sich lösen aus der patriarchalen Abhängigkeit.
Wie ein erfolgreicher und machtbewusster Mann, so will auch der Kultur-Vater nun seine geschaffene Welt der Natur- und Menschenbeherrschung bewahren. Zugleich spürt er, dass er auf Vasallen und Sklaven, auf die Kräfte (Rohstoffe und Arbeitskräfte) anderer immer mehr angewiesen ist. Er droht mit allem, was er hat, und weiß doch, dass er damit nicht mehr die Abhängigkeit erzeugen bzw. erhalten kann wie in seinen stärksten Zeiten.
Viele Unternehmer versuchen in der neunten Lebensphase, das Erreichte abzusichern gegenüber allen, die es gefährden könnten. In ähnlicher Weise hat nun auch der Westen jetzt angefangen, das eigene Reich, , systematisch abzugrenzen, beginnend mit den traditionellen Partnern bzw. Vasallen. Ein Beispiel dafür ist, wie der Westen jetzt systematisch eine Kette neuer NATO Stützpunkte (bisher: Litauen, Rostock, Rumänien) gegenüber den „russischen Barbaren“ errichten will. Analog zur gleichen Zeit der antike römische Staat damit begannen, einen Gürtel von Kastellen gegenüber den germanischen bzw. den kleinasiatischen „Barbaren“ zu bauen.
Mann und Frau sollen in der neunten Lebensphase lernen, anders miteinander umzugehen. Um eine echte Ganzheit zu erreichen, ist von innen heraus das männliche ICH aufgefordert, sich auf das WIR und den gemeinsamen Geist hin zu entwickeln. Die primär resonanzbezogene Frau hat ihr eigenes ICH zu entwickeln und zu behaupten.
Genauso im Großen. Der historische Riese hat viele Jahrzehnte die Natur von Mensch und Kosmos nur von der männlichen Machtseite her betrachtet. Nun wird ihm mehr oder weniger schmerzhaft bewusst, dass er dabei die weibliche Seite bisher ignoriert, vergewaltigt oder unterjocht hat.
Wie wieder beides miteinander verbinden, ohne dabei seine Machtfülle zu verlieren? Wie die Einheit der „demokratischen“ Menschheitsfamilie bewahren, ohne die väterliche Macht und sein Selbstverständnis als Gottes auserwähltes Volk aufzugeben? Einem 55-jährigen stellt sich diese Aufgabe genauso wie dem Riesen.
Wie sieht das gegenwärtig historisch aus? Unübersehbar stehen sich inzwischen zwei Modelle der neuen Weltordnung feindlich gegenüber, das „männlich“ unipolare und das „weiblich“ multipolare. Noch hat keiner die Lösung gefunden, wie Vielheit und Einheit auf der Sinn- und Machtebene verbunden werden können. Noch glauben die führenden Köpfe der westlichen Elite, sie könnten ihre Hegemonie nur erhalten, indem sie den ganzen Körper mit seinen Milliarden Menschenzellen geistig und körperlich mit allen Mitteln auf ihre Linie bringen. Noch wagt es die eigene weibliche Seite, in diesem Riesen nicht, sich aus der Unterwerfung unter die Machtstrukturen zu befreien. Man schaue sich dazu zum Beispiel die konforme Haltung der christlichen Kirchen an.
Gleichzeitig wächst nun bereits sichtbar ein gemeinsames Bewusstsein jener Völker heran, die im Verhältnis zu dem Riesen ein „weibliches“ multipolares Selbstbewusstsein entwickeln. Viele Länder des Ostens und Südens sind jetzt aktiv dabei, eine Stärke und Selbstständigkeit zu entwickeln, bei der die Gewaltanwendungen und Bestechungen immer weniger verfangen. Das Stichwort dazu: BRICS+
Ein Ergebnis der nächsten Jahrzehnte wird sein, dass man die alten geopolitischen Herrschaftsverhältnisse nicht mehr aufrechterhalten kann. Man wird zähneknirschend akzeptieren müssen, dass die unipolare universale Weltordnung nicht mehr weltweit durchzusetzen ist.
Bis diese Einsicht sich aber in tatsächlich geltenden Verträgen (durch) gesetzt haben wird, das sagen die kairologischen Analogien, wird es noch wenigstens 15 Jahre dauern. Es wird erst der Fall sein, wenn alle Beteiligten bereit sind, ihre Ansprüche in ein größeres Ganzes zu integrieren.
In unserem Riesen wächst gegenwärtig aber auch noch ein großes gesundheitliches Problem heran. Den westlichen „Mann“ hat in Teilen ein aggressiver geistiger Krebs erfasst, der seine gesunde Volkssubstanz mit vielen Metastasen angreift. Das gesellschaftliche Immunsystem, früher einmal von Familie und Kirche getragen, ist im Großen wie im Kleinen massiv bedroht. Die Widerstandskraft der alteingesessenen Bevölkerung gegen jene neuen Zellen, die sich einnisten, ohne sich zu integrieren ins Gesamtsystem, ist in den letzten Jahrzehnten massiv geschwächt worden.
Bei der amerikanischen Präsidentenwahl geht es jetzt noch nicht um eine Änderung des grundsätzlichen Hegemonieanspruchs. Es geht vorrangig darum, ob dafür in nächster Zeit wieder auf die ureigenen „gesunden“ amerikanischen Kräfte oder auf die übernationale Idee einer einheitlichen Weltordnung gebaut werden soll. Trump betont, dass die eigene Gesundung die Voraussetzung dafür sei, die unipolare Welt zu vollenden, während die „demokratische“ Gegenseite von vornherein den eigenen Volkskörper in einem größeren Gebilde aufgehen sieht. Daher ist die Auseinandersetzung grundsätzlicher als früher und die alte amerikanische Bereitschaft, sich einem Wahlspruch zu unterwerfen, ist kaum noch vorhanden.
Wir sind an einer spannenden Wegscheide der Geschichte.
Karl Hofmann