Achte auf die Melodie des Lebens, welche in dir schwingt.
Gautama Buddha
Kairos Inspiration 11.2.2024
Im „Rosenkavalier“, einer Operette von Hofmannsthal, ist die Rede von der eigenen Lebenszeit als ein „gar sonderbares Ding“. Goethe schreibt in seinem Faust I über das Leben des Menschen: „ein jeder lebt`s, nicht vielen ist´s bekannt“.
Gehörst du auch zu denen, die manchmal rätseln, welche verschlungenen Wege das eigene Leben zu gehen scheint, wie manchmal Späteres an Früheres erinnert, Manches wiederkehrt, Manches zu einer unerwarteten Befreiung führt?
Drängt es dich nicht auch dazu, Einheit und innere Logik deiner Lebenszeit tiefer zu verstehen, den roten Faden zu sehen, Orientierungen für deine weiteren Lebensjahre daraus zu gewinnen?
Mit welchen Antworten gibst du dich bisher zufrieden?
„Vielen genügt es, das Material ihrer Lebensgeschichte als unmittelbare innere Einheit zu werten. Diese Wertung kann von tiefer Dankbarkeit bis zu herber Enttäuschung reichen. Nicht wenige sind damit zufrieden, ihr Leben rational, manchmal wissenschaftlich vertieft, geordnet zu sehen. Wieder andere drängt es danach, unter der Oberfläche Beziehungsgeflechte, Knotenpunkte, Zusammenhänge zwischen Unbewusstem und Bewusstem zu erforschen. Schließlich ahnen manche, dass der eigene Weg in die größere Geschichte des eigenen Volkes, der Kultur, der Menschheit, des Kosmos eingeordnet werden muss, soll sich seine ganze Bedeutung erschließen.“
Hofmann, Kairos. Navigator der menschlichen Zeit, 253f
Hier bist du eingeladen, nach der „Melodie des Lebens“ zu suchen, die in dir schwingt. Doch schon kommen vielleicht die nächsten Fragen: Was ist das für ein Leben, von dem hier die Rede ist? Ist es identisch mit bestimmten biologischen Rhythmen, subjektiven Empfindungen oder gar dem Wandel gedanklicher Vorstellungen, den Veränderungen bestimmter Interessen oder Handlungsabläufe?
Wenn du angefangen hast, vom Kairos her zu denken, merkst du, dass es um mehr geht. Leben ist eine bestimmte einmalige menschlichen Dynamik, die mehr ist, als du durch Naturwissenschaft erfassen kannst. Texte ändern sich, die Melodie bleibt. Die Melodie kennt ein geordnetes Auf und Ab. Sie gibt die unsichtbare Ordnung des Lebensliedes vor. Sie schwingt.
Obwohl jedes Lied eine Melodie hat, so wird es deswegen nicht zwangsläufig auch melodisch gesungen. Manchmal scheint es, dass der Bezug zur Melodie überhaupt verloren gegangen ist. Dann spielst du aber keine Rolle mehr im Chor.
Geht es nun um deine Melodie, die in dir schwingt oder um die Melodie des Lebens, die in dir schwingt? So individuell, wie viele ihr Leben betrachten, neigen sie wohl auch dazu, die erstere Deutung anzunehmen. Je konkreter dabei einer das Leben vor Augen hat, desto mehr scheint er recht zu haben. Kairologisch gilt ein gleicher Weise die zweite Deutung. Menschliches Leben hat einen eigenen Takt, dessen Einheiten von Mondmonatslängen über Lebensquanten und Kairos Lebensphasen bis hin zu großen Zeiteinheiten reichen.
Der theoretisch präzise bestimmbare Takt zeigt sich praktisch in einem lebendigen Rhythmus, der den Text des Lebens prägt. Darauf kannst du intuitiv achten oder mit vollem Bewusstsein, angeleitet durch das Wissen um die Dynamik des menschlichen Kairos.
Karl Hofmann